Die perfekte Kirche

„Protestanten träumen den Traum von einer demokratischen Kirche von unten, von einer toleranten Kirche für alle und einer diakonischen Kirche für andere.

Sie scheitern oft mit diesem Traum. Doch wer eine Kirche sucht, die vollkommen ist, bedenke: Sobald du in sie eintrittst, wird sie nicht mehr die vollkommene Kirche sein.“

Gerd Theissen, Glaubenssätze. Ein kritischer Katechismus, Gütersloh 2012, S. 282.

 

„Total abgefüllt mit dem Heiligen Geist“

So beginnt in Jerusalem die Geschichte der Christenheit als Gemeinschaft. Die Sprache – zugegeben für wissenschaftlich geschulte Theologinnen und Theologen eine Herausforderung – ist diejenige von jungen Menschen des 21. Jahrhunderts. Sie übersetzen online und als Gemeinschaftswerk unter dem Titel „Volxbibel“ die sperrigen Texte der Bibel in ihre Sprache und lösen damit etwas ein, von dem in der Apostelgeschichte (1,11) berichtet wird: „Und trotzdem hören wir jeder in unserer Sprache, wie diese Typen da von den großen Sachen erzählen, die Gott macht!“ Die Sprache ist der Schlüssel zum Verstehen der göttlichen Dimension. Ich meine damit nicht, dass sich Theologinnen und Theologen plötzlich mit Jugendslang anbiedern sollen, aber vielleicht gelingt ihnen mit ihrer Sprache und ihrem Leben eine solche Ausstrahlungskraft zu entwickeln, dass auch junge Leute es in „ihrer Sprache“ hören und dumme Sprüche machen und sagen: „Die sind doch alle völlig bekifft!“ Es wäre der Beginn von etwas Neuem, das nichts hinter dem ersten Pfingstereignis zurückstehen würde. Davon träumen darf ich, oder?

http://wiki.volxbibel.com/Apostelgeschichte_2

 

Pfingsten: Jetzt geht’s ab! Die Kraft von Gott, der Heilige Geist, mischt alles auf

1 Als das große Erntefest der Juden gerade losging, waren alle Freunde von Jesus zusammen in einem Raum.

2 Plötzlich kam in dem Raum von oben runter ein Wind auf, alle hörten ein ganz seltsames Rauschen. Es war fast so, als hätte jemand gerade einen großen Ventilator eingeschaltet.

3 Dann sahen sie, wie sich plötzlich bei allen so eine Art Feuerflammen auf die Köpfe setzte.

4 Und dann wurden alle total abgefüllt mit dem Heiligen Geist! Einige fingen dabei an, in irgendeiner fremden Sprache zu reden, einer Sprache, die ihnen der Heilige Geist einfach aufspielte.

5 Zu dem Fest waren gerade mega viele gläubige Juden aus der ganzen Welt nach Jerusalem gekommen.

6 Sehr viele Leute aus der Stadt kriegten das mit, von überall kamen sie angerannt. Was keiner von den Ausländern auf die Reihe kriegen konnte, war, wie die Apostel in ihrer eigenen Sprache reden konnten!

7 „Das geht ja gar nicht!“, riefen die total fertig. „Das sind doch alles Leute aus Galiläa!

8 Das kann doch gar nicht angehen, dass die auf einmal unsere Muttersprache draufhaben? Egal ob wir aus Persien stammen, Meder sind oder Elamiter,

9 ein paar von unseren Männern kommen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und aus der Gegend von Asien.

Mach uns unruhig

Wir haben hier ein Gebet gefunden, das uns inspiriert hat:

Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir allzu selbstzufrieden sind;
wenn unsere Träume sich erfüllt haben,
weil sie allzu klein und eng und beschränkt waren;
wenn wir uns im sicheren Hafen bereits am Ziel wähnten,
weil wir allzu dicht am Ufer entlang segelten.

Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir über der Fülle der Dinge, die wir besitzen,
den Durst nach den Wassern des Lebens verloren haben;
wenn wir, verliebt in diese Erdenzeit,
aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen;
wenn wir über all den Anstrengungen,
die wir in den Aufbau der neuen Erde investieren,
unsere Vision des Neuen Himmels verblassen ließen.

Rüttele uns auf, o Herr,
damit wir kühner werden
und uns hinauswagen auf das weite Meer,
wo uns die Stürme deine Allmacht offenbaren,
wo wir mit schwindender Sicht auf das Ufer
die Sterne aufleuchten sehen.

Im Namen dessen, der die Horizonte
unserer Hoffnungen weit hinausgeschoben
und die Beherzten aufgefordert hat,
Ihm zu folgen.

Gebet aus den Philippinen

Quelle: Probier’s mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 34

Über die Reparatur der St. Pauluskirche zu Köln

st-paulus-koeln

http://www.misterhonk.de/blog/2541/rechnung-uber-die-reparatur-der-st-pauluskirche-in-koln-aus-dem-jahr-1941/

Es ist wohl kaum anzunehmen, dass diese Rechnung „echt“ ist, auch wenn sie auf einem alten Formular mit einer alten Schreibmaschine geschrieben worden ist: so schön stimmig, zweideutig und komisch kann es im wirklichen Leben wohl kaum zugehen.

Doch möchte ich mir vorstellen, die eine oder andere Zeile könnte „echt“ sein, also von einem richtigen Handwerker in einer richtigen Rechnung als Arbeitsvorgang beschrieben, im Einzelfall sicher in aller naiven Harmlosigkeit, und erheiternd finde ich diese Art, Volksfrömmigkeit zu betreiben, auch.

Wirklich zum Schmunzeln bringt mich allerdings, wenn jemand diesem Schabernack doch noch theologischen Sinn abgewinnen möchte: https://www.kath.ch/newsd/heiligen-geist-gemahlt/

Paraklet

Nur das Johanneische Schriftwerk verwendet für den Geist Gottes das Wort „Paraklet“, wörtlich „Aufgeforderter“/ „Herbeigerufener“ (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7 und 1Joh 2,1). Das Wort stammt eigentlich aus der Gerichtspraxis und meint eine Person, die zur Unterstützung vorgeladen oder zugezogen wird, im Sinne eines Vermittlers, Beistandes oder Fürsprechers. Der Paraklet ist weniger Anwalt vor Gericht als „Zeuge der Verteidigung“, also jemand, der zugunsten eines anderen auftritt.

Damit wird der Paraklet zum Helfer; von Martin Luther als „Tröster“ übersetzt, weist das Wort mehr auf Ermutigung in schwierigen Situationen als auf Trost in Traurigkeit hin. Da Jesus diesen Paraklet dem ersten Kreis von Jüngerinnen und Jüngern an Stelle der eigenen Person, also stellvertretend in Aussicht stellt (siehe Joh 16,7), wird er auch als Stellvertreter Jesu bezeichnet.

Interessanter Weise bezeichnet 1Joh 2,1 Jesus als Paraklet und es wäre aufschlussreich zu ergründen, in welchem der oben genannten Sinnzusammenhänge der Paraklet hier verstanden wird.

In jedem Fall ist die Funktion des Parakleten jedoch, Menschen zu ermutigen, sie aufzurichten und sie bei ihrer – spirituellen – Selbstwerdung zu unterstützen.

Abendmahl zu Pfingsten

Pfingsteucharistie

Da sitzen alle um einen Tisch: Maria von Nazareth und der Zwölferkreis. Das ist auch schon alles, was dieses Bild mit dem Pfingstfest verbindet, denn alles andere ist ins Bild gebrachte Theologie:

  • Am runden Tisch fallen rote Linien auf, die sich von einem Kreis in der Mitte zum Mund von jeder einzelnen Person hinziehen: ob sie die „Zungen wie von Feuer“ (Apg 2,3) symbolisieren? Auf jeden Fall wird sichtbar, wie kon-zentriert die Menschen um den Tisch versammelt sind (Mt 18,20) : aufmerksam hörend auf die Gestalt, von der nur der Hinterkopf zu sehen ist
  • Marias Hände sind in der Geste der Anbetung vor der Brust zusammengelegt – von den anderen Menschen am Tisch ist jeweils höchstens eine Hand zu sehen, nicht in der Gebetshaltung sondern gestikulierend: erinnert diese Geste daran, dass Maria „alle diese Worte (behielt) und bewegte sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,51 uö)? Die goldene Wand und die Sitzbank aus Blumenranken sind unräumlich, zart ziseliert, „nicht von dieser Welt“ und wecken den Anschein, als befinde sich der Tisch bereits im „Reich Gottes“, von dem in der Pfingsterzählung nirgends die Rede ist.
  • Eine Taube, die sich – wie ein Raubvogel – senkrecht aus dem Himmel stürzt, trägt weder einen Ölzweig wie bei Noa (Gen 8,11), noch ein Spruchband wie bei der Ankündigung der Geburt oder der Taufe Jesu, sondern eine Hostie, wie sie in der Eucharistiefeier den Leib Christi präsentiert.
  • Die runde Tischmitte sieht wie ein Loch aus. Doch ist dieses zu klein, um die Hostie aufzunehmen. Es könnte – in der Tradition der Mystik – auf die Leere hindeuten, die Gott ist.
     

    Erzählt der Maler also, dass sich schon der erste Kreis um Jesus an Pfingsten zum Abendmahl gesammelt hatte? Erzählt er, dass die Taube – die in der Regel die Heilige Geistkraft darstellt – die Oblate/Hostie mit dem Sinn erfüllt, der begreifen lässt, was das Abendmahl bedeutet?

    Ich kenne die Antwort nicht – aber das Bild regt mich an, es wieder und wieder zu betrachten und darüber nachzudenken.

    Die runde Tischmitte sieht wie ein Loch aus. Doch ist dieses zu klein, um die Hostie aufzunehmen. Es könnte – in der Tradition der Mystik – auf die Leere hindeuten, die Gott ist.

 

Johanni

Der Tag, der an Johannes den Täufer (http://www.bildindex.de/document/obj07930315 ) erinnert, ist im Jahreskreis genau das Gegenstück zum Heiligabend. An beiden Tagen wird die Geburt eines Kindes gefeiert: von Jesu Geburt erzählt das Weihnachtsfest, an die Geburt Johannes des Täufers erinnert das Johannisfest. Weihnachten wurde von den Kirchenväter auf die Zeit der Wintersonnenwende gelegt, um damit auf die theologische Aussage zu verweisen, dass Jesus das Licht der Welt sei (Joh 8,12), das von nun an sinnenfällig wieder zunimmt. Ebenso bestimmten sie  das Johannifest von zwei Bibelstellen her: in Lk 1,36 wird erzählt, dass Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, im sechsten Monat schwanger war, als der Engel Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus ankündigte. Und gemäss Joh 3,30 sagt Johannes von sich und Jesus: „Jener muss grösser werden (wachsen, zunehmen), ich aber geringer.“ Mit dem Abstand von 6 Monaten und dem Lichtsymbol der Sonne passt die Geburt von Johannes theologisch also wunderbar in die Zeit der Sommersonnenwende, wenn von nun an das Licht wieder abnimmt, geringer wird.

Der vorüberziehende Gott

Niemand kann Gott sehen – und doch tragen Menschen die Sehnsucht in sich, Gott zu sehen. Davon erzählt Ex 33,18-23 wie auch 1Kön19,9-13: Mose wie Elija dürfen sich in eine Felsspalte stellen und miterleben, dass Gott an ihnen vorüberzieht – aber sehen können sie ihn nicht.

Daran erinnert der Film  http://www.esthermathis.com/66:

Nehmen Sie sich sechs Minuten Zeit und entdecken Sie den vorüberziehenden Gott!

Wenn dir ein Licht aufgeht

Wenn dir ein Licht aufgeht, sag nicht:
Das ist der Heilige Geist.
Wenn in dir ein Feuer brennt, sag nicht:
Das ist der Heilige Geist.
Wenn dir die Ohren brausen vor Glück, sag nicht:
Das ist der Heilige Geist.

Wenn dein Gesicht hell wird, damit andere sehen;
Wenn dein Feuer andere wärmt;
Wenn deine Ohren brennen von der guten Nachricht;
die andere froh macht, dann kannst du sagen:
Das ist der Heilige Geist.

Augustinus zugeschrieben

Wind und Wetter

Ruach (hebräisch) und pneuma (griechisch) bedeuten auf Deutsch Geist, Atemhauch oder auch Wind. Die Theologie fragt vor allem nach Geist und Atem Gottes – aber was ist eigentlich mit dem Wind?

Wind, Wolken und Regen – wie entsteht Wetter?

Von der Sonne erzeugt ist er vielleicht auch Gottes Atem?