Feuer anzünden

Lk 12 [Jesus Christus sagt:] 49Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie sehr wünschte ich, es wäre schon entfacht! 50Aber ich muss eine Taufe empfangen, und wie ist mir bange, bis sie vollzogen ist. 51Meint ihr, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Zwietracht.
Was mag das für ein Feuer sein, von dem Jesus Christus hier spricht?
In manchen Kommentaren ist zu lesen, es sei bei dem Feuer, von dem Jesus spricht, an das Pfingstfeuer zu denken, mit dem eine neue Wirklichkeit entsteht und neue Prioritäten gesetzt würden.
Oder denkt Jesus eher an verheerende Waldbrände, die periodisch ganze Landstriche gefährden und vernichten, in denen Flora und Fauna zerstört werden und die Menschen Hab und Gut verlieren?
Die wenigen Sätze über Feuer und Zwietracht brechen abrupt aus Jesus heraus, aus dem selben Jesus, der anderen wieder und wieder Trost, Zuversicht, Hoffnung zusprechen kann, dessen Botschaft die Gemeinschaft der Heiligen ist: «Fürchtet Euch nicht!»
Doch manchmal fehlt selbst ihm die Zuversicht und Gelassenheit, die gewöhnlich aus ihm spricht.
Die Worte strömen aus Jesus heraus, sehr persönlich und emotional. Sie handeln von seinem Auftrag und seinen ambivalenten Empfindungen zwischen sehnsüchtiger Erwartung und ängstlicher Befürchtung. «Wie sehr wünschte ich, das Feuer wäre schon entfacht» kann auf verschiedene Weise verstanden werden:
- Der Satz kann Ungeduld ausdrücken, wie etwa ein freudiges Ereignis voller Spannung erwartet wird und man vor Vorfreude schier zerspringen könnte.
- Oder der Satz kann als Ausdruck der sorgenvollen Furcht verstanden werden, wie man wünschen kann, eine (schlechte) Nachricht schon erhalten zu haben, damit die Ungewissheit endlich vorbei ist.
- Oder der Satz beinhaltet die Vision des Kommenden und meint: ich wünschte, es wäre schon vorbei und überstanden; wie man sich etwa bei übergrossen Schmerzen den Tod wünschen kann.
Diese Sätze sind verstörend – so wie das Feuer, von dem hier die Rede ist, zerstörend ist. Wie passen diese Worte mit unserem Jesusbild zusammen?