Heiliger Geist – und nun?

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Ein Feuerwerk voller Anregungen oder lauter Vertrautes? Neue Bilder im Kopf oder das ewig-Selbe? Ist die Heilige Geistkraft in den vergangenen Wochen näher gekommen? Ist sie vertrauter als noch vor wenigen Wochen? Und was fangen wir mit dieser Geistkraft nun an?

Als wtb-Team hat uns die wochenlange Beschäftigung inspiriert, beflügelt, befeuert und auf viele neue Ideen gebracht.

Danke fürs Mitlesen und Kommentieren, fürs kritische Rückfragen und Weiterdenken – und vielleicht lesen wir im nächsten Jahr wieder von einander?

Bis dahin sagen wir A-Dieu und wünschen Zeiten voller Begeisterung:

Die Blumen des Wiesenhanges sind wie ein Hauch Gottes. Mögest du seinen Atem spüren, damit du überströmst an Farben, Duft und Freude.

Altirischer Segenswunsch

Beim Namen rufen

Damit man einander anreden kann, muss man den Namen des Gegenübers kennen. Und wer eine andere Person beim Namen nennen kann, hat in gewisser Weise Macht über sie.

Gott gibt seinen Namen preis: „Ich-werde-sein“ (Ex 3, 14): JHWH. Dass es heikel ist, wenn Menschen von Gott mit diesem Namen sprechen, leuchtet sofort ein – denn wer wollte nicht in jedem Fall sicher sein, ob jemand gerade von Gott oder von sich selbst spricht? Darum ist der Name so heilig, dass er nicht ausgesprochen werden kann und stattdessen verschiedene Platzhalter verwendet werden: „Der Name“ oder „der Ewige“ – und leider im deutschen Sprachraum fast immer „der Herr“.

Umgekehrt spricht Gott Menschen mit ihrem Namen an, ja, gibt ihnen überhaupt erst ihren Namen: in Jes 43 ist dabei wohl weniger an den individuellen Person-Namen gedacht als vielmehr an den Namen „Israel“, – „Gott streitet für uns“, den Jakob nach der Begegnung am Jabbok von Gott bekommt (Gen 32,29)

Das muss niemanden davon abhalten, den Verheissungssatz aus Jes 43,1 für sich persönlich in Anspruch zu nehmen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ Wer sich so von Gott ansprechen lässt, kann umgekehrt Gott beim Namen nennen. So entsteht eine gegenseitige Beziehung. Gott und Menschen werden zu Angesprochenen und Gemeinten wie zu Ansprechenden und Meinenden.

 

Der heilige geist ist ein bunter vogel

der heilige geist ist ein bunter vogel
der heilige geist
er ist nicht schwarz
er ist nicht blau
er ist nicht rot
er ist nicht gelb
er ist nicht weiss

der heilige geist ist ein bunter vogel
er ist da
wo einer den andern trägt
der heilige geist ist da
wo die welt bunt ist
wo das denken bunt ist
wo das denken und reden und leben gut ist
der heilige geist lässt sich nicht einsperren
in katholische käfige
nicht in evangelische käfige
der heilige geist ist auch kein papagei der nachplappert
was ihm vorgekaut wird
auch keine dogmatische walze
die alles platt walzt
der heilige geist
ist spontan
er ist bunt
sehr bunt
und er duldet keine uniformen
er liebt die phantasie
er liebt das unberechenbare
er ist selbst unberechenbar

Wilhelm Willms (1930-2002), in: roter faden glück. lichtblicke, Kevelaer, 1988, S. 12.

Gefunden unter: www.ref-sg.ch/anzeige/projekt/82/161/pfingsten_gebete_texte_gedichte.doc

Der Pfingstspatz

„Viel weniger bekannt als der Osterhase ist der Pfingstspatz. Er legt allen Leuten am Pfingstsonntag ein Grashälmchen auf den Fenstersims, eines von der Art, wie er es sonst zum Nestbau braucht. Das merkt aber nie jemand, höchstens ab und zu eine Hausfrau, die es sofort wegwischt. Der Pfingstspatz ärgert sich jedes Jahr grün und blau über seine Erfolglosigkeit und ist sehr neidisch auf den Osterhasen, aber ich muss ehrlich sagen, das mit den Eiern finde ich auch die bessere Idee.“

Franz Hohler, Wegwerfgeschichten, Bern 1974; mit freundlicher Genehmigung des Autors

 

ein Kommentar erübrigt sich 🙂

Die Taube und die Liebe

Vor etwa 4000 Jahren wurden altorientalische Liebesgöttinnen, wenn sie abgebildet wurden, von Tauben umgeben. In den Abbildungen fliegen die Tauben von den Göttinnen als Liebesbotinnen weg und laden ein, mit der Liebesgöttin in Beziehung zu treten.

http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=539

Vermutlich war das Verhalten der Tauben ausschlaggebend: Das Schnäbeln der Tiere wurde als Küssen verstanden. Als sich der Monotheismus herausbildete, verschmolz das Bild der Liebesgöttin mit dem lebendigen Gott Israels. Das Symbol der Taube wurde auch zur Zeit des Neuen Testaments immer noch auf Anhieb verstanden: Im Bericht von Jesu Taufe schwebt der Geist Gottes wie eine Taube auf Jesus herab und eine mütterlich-väterliche Himmelsstimme bekräftigt diese Liebesbezeugung zusätzlich: „dies ist mein geliebter Sohn“.

Taufe Jesu

Zu einem Sakrament gehören – sinnvollerweise, so habe ich es im Studium gelernt – drei Elemente:

  1. Symbol (materielles Zeichen)
  2. Handlung (Übergabe und In-Gebrauchnahme des Zeichens)
  3. Deutewort (erklärt und betont das Geschehen)

Ein Sakrament ist immer mehr, als ein Mensch erkennen kann. Es besiegelt die Beziehung zwischen Gott und Mensch, die ohnehin gilt, im Sakrament aber vergegenwärtigt wird. Entscheidend ist die teilnehmende Gemeinde.

 

Bei der Taufe Jesu im Markus-Evangelium Mk 1,9-11 https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/zuercher-bibel/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/51/10001/19999/ finden sich diese drei Elemente wieder:

  1. Wasser ist das materielle Symbol der Taufe: Jordanwasser quasi als „Wasserzeichen“ der Lebensspende)
  2. Eintauchen als Handlung: Da berichtet wird, dass Jesus aus dem Wasser stieg, muss er zuvor hineingestiegen sein: offenbar handelte es sich bei der Taufe des Johannes um ein Reinigungsbad für den ganzen Körper
  3. Deuteworte: sie kommen nicht vom Täufer Johannes, sondern von einer Stimme „aus dem Himmel“: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“

Diese Taufpraxis verbindet – mit leichten Unterschieden20170716 Bild Hand in der Form – die christlichen Kirchen. Anders als das Abendmahl ist die Taufe ökumenisch gegenseitig breit anerkannt und verbindet die Kirchen Christi miteinander. Weitere Elemente können zum Wasser-Symbol, zur Handlung  und zum Deutewort „Du wirst getauft in den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ dazukommen. Die Zugehörigkeit zu Gott wird damit bekräftigt.

Aus dem Geist geboren

Kennen Sie das Gefühl nach einem intensiven Erlebnis, seien es Ferien, eine Krankheit, ein Verlust oder eine Begegnung mit einem Menschen, die Welt plötzlich mit neuen Augen zu sehen? Und könnten Sie benennen, was es denn wirklich war, das die neue Sicht gab? Um solche Erfahrungen im Kleinen und Grossen dreht sich das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus in Joh 3,1-21.

Jesus, der in sich Menschliches und Göttliches vereint, sucht im Gespräch mit Nikodemus nach Bildern für diese umwälzende Erfahrung der Gottesgegenwart: „von oben neu geboren“, „aus dem Geist geboren“. Bilder, die jeden Verstand übersteigen und diesen auch gar nicht bedienen wollen. Denn es geht um die Erfahrung von etwas, das kommt und geht, ohne dass man wissen könnte woher und wohin. Aber im Jetzt gibt es plötzlich, wie vom Wind bewegt, Ansichten, die sich drehen, Streitigkeiten, die sich lösen, Leben, die sich neu ausrichten. Wie es geschieht? Nun ja, das ist in der Tat eine „windige“ Sache.

Gott im Sturm?

Wind hat – neben der lebenden, vitalen Seite als Gottes Atem – auch eine schrecklich zerstörerische Seite: Hurrikans, Tornados, Stürme halten vor Augen, wie Naturgewalten wüten können. Ein Beispiel dafür ist der folgende – alte – Filmausschnitt von der Tacoma-Narrows-Brücke in Washington, USA (vom 7.11.1940):

https://www.youtube.com/watch?v=FGZ6ar5Hww0 )

Die Bibel erzählt (zB. Ex 19) auch von den bedrohlichen Seiten Gottes – die sich dann jedoch in einem Bund zwischen Gott und Menschen auflösen – und von einer Gottesbegegnung, in der Gott eben nicht im Sturm zu finden ist (1Kön 19,11f ), sondern im „Flüstern eines sanften Hauchs“.

Und zu welcher Begegnung mit Gott fühlen Sie persönlich sich mehr hingezogen?

Geistesgegenwart

Windhauch, Windhauch
alles wär ein Windhauch
ohne den Geist
der von innen belebt

über den stillen Urwassern
wie mit Vogelschwingen
die Schöpfung erbrütend
ewig weibliche Gottesgespielin
Wie ein Weberschiffchen flinken Flugs
die Fäden hin und her verbindet
so knüpfst du heimlich das grosse Netz
zwischen allen Gotteshungrigen

Sprachengenie der Liebe
Wortschöpferin für das Unaussprechliche
feuertrunken von dir wird jede Zunge bewegt
und das WORT selbst eingefleischt.

Gefunden: www.ref-sg.ch/anzeige/projekt/82/161/pfingsten_gebete_texte_gedichte.doc

Andreas Knapp, Weiter als der Horizont, Echter 2002, 34